FAQ Stromnetz
Wie wahrscheinlich ist ein umfassender Netzausfall (Blackout)? Welche Sicherungsmechanismen gibt es und was ist der Unterschied zwischen einem Blackout und einem Brownout? Antworten finden Sie hier.
Was ist ein Blackout und was ein Brownout? Und was ist der wesentliche Unterschied?
Ein Blackout ist ein unkontrolliertes und unvorhergesehenes Versagen von Netzelementen. Das führt dazu, dass größere Teile des europäischen Verbundnetzes oder das gesamte Netz ausfallen (sogenannter Schwarzfall). Ein solches Ereignis könnte beispielsweise auftreten, wenn in einer angespannten Last- und Erzeugungssituation zusätzlich schwere Fehler an neuralgischen Stellen des Übertragungsnetzes auftreten. Ein Blackout ist also grundsätzlich kein durch eine Unterversorgung mit Energie ausgelöstes Ereignis, sondern bedingt durch Störungen im Netzbetrieb.
Demgegenüber steht der sogenannte (kontrollierte) Brownout. Dieser kann notwendig werden, wenn im Vergleich zur nachgefragten Menge zu wenig Strom produziert werden kann, z.B. aufgrund eines Brennstoffmangels für Kraftwerke oder einer allgemein zu geringen Erzeugung, beispielsweise auch durch Nichtverfügbarkeiten von Erzeugungsanlagen. In diesem Fall ist es notwendig, die Nachfrage soweit zu reduzieren, dass das Angebot die Nachfrage wieder vollständig decken kann. Nur so kann die Versorgung mit Strom weiterhin stabil und zuverlässig gewährleistet werden.
Was passiert bei einem rollierenden Brownout?
Bei einem Brownout ist es notwendig, die Nachfrage nach Strom für den Zeitraum zu reduzieren, in dem zu wenig Strom zur Verfügung steht. Ein mögliches Mittel besteht darin, mit einem zeitlichen Vorlauf und regional sowie zeitlich begrenzt einen Teil der Verbraucher von der Versorgung zu trennen, um die Nachfrage soweit zu reduzieren, dass sie mit der erzeugten Strommenge wieder übereinstimmt. Solange der Mangel besteht, erfolgt die Abschaltung von Verbrauchern reihum (sog. „rollierende Abschaltung“), um die Auswirkungen auf einzelne Regionen so gering wie möglich zu halten.
Was passiert, wenn der Strom ein paar Stunden lang wegbleibt?
Für private Endverbraucher würde sich ein Brownout wie ein sonst gelegentlich auftretender Stromausfall, begrenzt auf wenige Stunden, darstellen. Licht und technische Geräte fallen für eine befristete Zeit aus, Gefriertruhen und Kühlschränke – insbesondere neuere Geräte - können mit einer Unterbrechung gut umgehen.
Vielen Industrieunternehmen und anderen Einrichtungen mit sensibler Stromversorgung (z.B. Krankenhäusern) wird eine entsprechende Vorbereitung für eine temporäre Nicht-Versorgung empfohlen und von diesen auch vorbereitet, z.B. mit Notstromaggregaten oder entsprechenden Notfallplänen. Der Grad der Vorbereitung kann je nach individuellem Sicherheitsbedürfnis und Bedeutung als kritische Infrastruktur (z.B. Störfallbetriebe) mehr oder weniger umfangreich ausfallen.
Wie wahrscheinlich ist ein umfassender Netzausfall (Blackout)? Welche Sicherungsmechanismen gibt es?
Ein großflächiger Blackout ist äußerst unwahrscheinlich. Das elektrische Energieversorgungssystem ist mehrfach redundant ausgelegt und verfügt über zahlreiche Sicherungsmechanismen, die selbst bei größeren Störungsereignissen einen völligen Zusammenbruch des Übertragungsnetzes verhindern sollen. Die Sicherungsmechanismen werden kontinuierlich auf ihre Eignung geprüft und bei Bedarf angepasst.
Gibt es im Strom eine Abschaltreihenfolge?
Im Gegensatz zum Gasbereich gibt es bei der Stromversorgung keine „geschützten Kunden“ oder eine anderweitige Priorisierung.
Sollte es zu einem überregionalen Versorgungsengpass kommen, führen die Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB) als Ultima Ratio die notwendigen Abschaltungen von Lasten durch. Das bedeutet, dass einzelne bei den ÜNB angeschlossene Kunden und von den Verteilernetzbetreibern versorgte Regionen für eine begrenzte Zeit „reihum“ abgeschaltet werden. Dabei findet bislang nur eine begrenzte Differenzierung nach angeschlossenen Kunden statt. Entscheidend ist die wirksame Reduktion des Stromverbrauchs innerhalb der begrenzten Reaktionszeit, die den ÜNB in einem solchen Falle zur Verfügung steht.
Wenn sich die ÜNB dafür entscheiden, Verteilnetzbetreiber zur vorübergehenden Abschaltung einzelner Regionen aufzufordern, wird eine gezielte Weiterversorgung einzelner Kunden innerhalb dieser Regionen aus technischen Gründen schwierig. In den Verteilnetzen sind bisher nur wenige Netznutzer individuell durch Netzbetreiber steuerbar.
Sollte die Bundesregierung einen Notstandsfall nach dem Energiesicherungsgesetz feststellen - was derzeit unwahrscheinlich ist - und die Bundesnetzagentur als Bundeslastverteiler tätig werden müssen, würden die Fragen, welche Kunden mit Strom versorgt werden, in ähnlicher Weise geregelt. Grundsatz bei der Abwägungsentscheidung über die zu erfolgenden Abschaltungen ist, dass die Deckung des lebensnotwendigen Bedarfs so umfangreich wie möglich sichergestellt ist. Allerdings enthält die Elektrizitätssicherungsverordnung (EltSV) in § 1 Abs. 4 eine Regelung, nach der Gebietsabschaltungen möglichst zu vermeiden sind. Sie dürfen nicht über vier Stunden hinausgehen.
Eine Abschaltreihenfolge im Sinne einer Priorisierung einzelner Verbraucher oder einzelner Gebiete gibt es nicht. Die Fragen sind stets lageabhängig in der konkreten Situation zu beurteilen und zu entscheiden.
Wie wahrscheinlich sind Lastabschaltungen im Strom?
Die deutsche Stromversorgung ist sehr sicher und die Netzbetreiber verfügen über zahlreiche Mechanismen und Reserven zur Stabilisierung des Stromnetzes in angespannten Situationen. Lastabschaltungen kämen nur zum Einsatz, um nach der Ausschöpfung jeglicher anderen Instrumente eine unkontrollierbare Situation zu vermeiden. Die Bundesnetzagentur hält die Wahrscheinlichkeit für gering, dass erzwungene, großflächigere Lastreduktion im kommenden Winter erforderlich wird. Die Wahrscheinlichkeit wird umso geringer, je mehr in einer angespannten Netzsituation alle einen Spar-Beitrag leisten.
Alle Bemühungen und Bestrebungen der Bundesregierung und auch der Bundesnetzagentur zielen darauf ab, Engpässe in der Stromversorgung zu vermeiden. Alle zur Verfügung stehenden Kapazitäten - einschließlich der Reserven - werden zur Stromerzeugung genutzt. So können beispielsweise aufgrund des „Ersatzkraftwerkebereithaltungsgesetzes“ Anlagen, die bisher in der Netzreserve allein für die Sicherstellung des Netzbetriebes vorgehalten wurden, bis Frühjahr 2024 wieder am Strommarkt teilnehmen und somit Strom für die allgemeine Versorgung produzieren. Zudem steht die Entscheidung über den bis Frühjahr 2023 terminierten Weiterbetrieb der beiden süddeutschen Kernkraftwerke Isar 2 und Neckarwestheim aus.
Was kann jede und jeder Einzelne tun?
Jede und jeder Einzelne kann durch die Reduktion der eigenen Nachfrage einen Beitrag leisten, dass es nicht zu Unterdeckungen kommt. Auch wenn sich der einzelne Beitrag vielleicht gering anfühlen mag und man das Gefühl hat, dass dies nicht viel helfen kann, so machen auch kleine Einschränkungen bzw. Veränderungen doch sehr viel aus, wenn viele Leute sie umsetzen. „Kleinvieh macht auch Mist!“
Insgesamt kann jede/r Einzelne seinen Verbrauch überall da drosseln bzw. vermeiden, wo dieser nicht notwendig ist: Durch die Vermeidung des Stand-By-Betriebs (besser: Geräte ganz ausschalten), durch die richtige Einstellung von Kühlschrank und Gefriertruhe oder bei der Verwendung von Laptop, PC und Co.
Nützliche Informationen finden Sie u.a. auf der Internetseite des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz unter diesem Link.
Wichtig ist:
Ein Ausweichen von der Gasheizung auf elektrisch betriebene Heizlüfter bringt große Gefahren für das lokale Stromnetz mit sich: Viele gleichzeitig betriebene Heizlüfter führen zu einem übermäßigen lokalen Stromverbrauch und können damit zu Überlastungen eines Straßenzugs oder einzelner Gebiete eines Verteilnetzes führen. Es kann zu unzulässig hohen Strömen oder unzulässig niedrigen Spannungen kommen. Bei dauerhaft unzulässig hohen Strömen reagiert dann entweder die Sicherung am Transformator (wenn gleichzeitig zu viele Verbraucher deutlich mehr Strom verbrauchen als regulär) oder die Sicherung am Hausanschluss (wenn der Stromverbrauch eines einzelnen Haushaltes zu hoch ist). Viele gleichzeitig angeschlossene Heizlüfter können folglich zu automatischen Abschaltungen ganzer Straßenzüge führen. Die Konsequenz ist ein lokaler Stromausfall, dessen Behebung Maßnahmen des Netzbetreibers (Wechsel der Sicherung des Straßenzuges oder Teilnetzes) erforderlich macht. Dieser Fall ist vermeidbar, indem Heizlüfter nicht oder nur als absolute Ausnahme im Falle des Ausfalls anderer Heizsysteme eingesetzt werden.
Zudem ist es während der Heizperiode unwirtschaftlich, größere Räume mit Heizlüftern zu beheizen, da Strom im Vergleich zum Gas weiterhin die teurere Energiequelle ist. Es ist derzeit nicht davon auszugehen, dass private Haushalte von der Gasversorgung getrennt werden. Daher besteht keine Notwendigkeit, auf elektrische Heizungen als Ersatz zurückzugreifen.
Auch die Elektromobilität kann einen Beitrag zur Krisenvermeidung leisten. So sollte in einer angespannten Lage davon abgesehen werden, Elektroautos zu Zeiten hoher Last, wie typischerweise in den frühen Abendstunden, zu laden.